„Der Besuch der alten Dame“ – Gastspiel des Wiener Forumtheaters an der KOP
Am 14. Januar 2020 wurde das Theaterstück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt von einem Ensemble des Wiener Forumtheaters an unserer Schule aufgeführt. Die tragische Komödie handelt von der Thematik, dass Menschen fast alles für Geld tun und dabei ihre moralischen Vorstellungen ignorieren. Dieses Stück ist noch immer aktuell, denn am Ende stellt sich die Frage: Wie viel ist ein Menschenleben wert?
Im Theaterstück geht es um die alte Dame, Claire Zachanassian, die in ihre Heimatstadt Güllen zurückkehrt und für eine Milliarde Gerechtigkeit fordert. Gerechtigkeit ist für sie, dass ihr damaliger Jugendfreund Alfred Ill, der sie geschwängert, dann die Vaterschaft geleugnet und sie schließlich verstoßen hat, umgebracht wird.
Auf mich hat das Theaterstück zunächst vor allem unterhaltsam gewirkt. Beispielsweise gab es zu Beginn des Stückes eine Szene, in der ein Güllener von der Leiter fiel, als Claire Zachanassian in Güllen am Bahnhof ankommt. Eine weitere unterhaltsame Szene stellte die Begrüßung der alten Dame dar. Claire wurde mit „Guten Morgen Frau Präsidentin“ begrüßt. Dies ging, trotz mehrfacher Übung, schief und sorgte für einige Lacher im Publikum.
Außerdem habe ich das Theaterstück aber auch als traurig empfunden, da die Handlung sehr tragisch ist. Die gesamte Bevölkerung Güllens wendet sich nach und nach gegen Alfred Ill. Dies endet dann, nach mehreren gescheiterten Versuchen seinen Tod abzuwenden, am Ende doch mit Alfred Ills Tod.
Die Handlung des Theaterstückes ist – bis auf kleine Änderungen – identisch mit der Handlung im Buch. Die wichtigsten Stellen sind nach wie vor enthalten, allerdings wurden einige Stellen aus dem Buch ausgelassen. Beispielsweise eine Szene in Ills Laden, in welcher der Lehrer die Wahrheit über Claires Anliegen und den damit verbundenen Besuch der Presse mitteilen möchte, aber gehindert wird. Außerdem fehlt die Szene, in der Ill dem Pfarrer seine Sorgen beichtet und der Pfarrer ihm rät, Güllen zu verlassen. Gerade das Fehlen der letzteren Szene finde ich sehr schade.
Die Darsteller werden ihrer Rolle im Stück gerecht. Teilweise hätte man meinen können, dass die Darsteller die Figuren auch im echten Leben sind. Ich fand die knappe Besetzung der Rollen allerdings nicht gut. Es gab für das gesamte Stück nur vier Schauspieler, wovon Alfred Ill, Claire Zachanassian und der Bürgermeister jeweils von einem Schauspieler besetzt wurde, was dazu führte, dass der vierte Schauspieler zwischen sämtlichen anderen Rollen wechseln musste. Dieser Wechsel hat zu Verwirrung geführt, sodass der Zuschauer zum Teil nicht wusste, welche Figur in dem Moment dargestellt wird. Die knappe Besetzung hat außerdem dazu geführt, dass nicht alle Figuren im Stück dargestellt werden konnten. Die gewählte Kulisse wirkte notdürftig und knapp. Diese Wirkung hat mir nicht gefallen, könnte aber auch gewollt gewesen sein, da die Güllener auch nicht viele Möglichkeiten hatten, sich in Szene zu setzen.
Im Anschluss an die Aufführung wurde auf die Zeit, in der das Stück/Buch entstanden ist, die Gründe der Entstehung, die immer noch aktuelle Thematik des Buches und die Lebensgeschichte von Friedrich Dürrenmatt eingegangen. Dies habe ich begrüßt, da sich so die Möglichkeit geboten hat, noch ein paar Hintergrundinformationen zu erhalten.
Meiner Meinung nach ist die Inszenierung auf der Bühne, bis auf die Kulisse, geglückt. Es war ein sehr interessantes und unterhaltsames Theaterstück, das mir gut gefallen hat. Ich würde das Theaterstück weiterempfehlen.
(Joshua Pohlen, Klasse 10b)